Septemberhalbzeit
1980 bezeichnete er sein Leben als „ein Drittel im Auto, ein Drittel schlafend und ein Drittel Musik spielend“.[12] Chet Baker.
Ein Drittel im Auto schaff' ich auch. Wo hier gerade die Wolken aufziehen. Es ist September. Auch in Spanien. Und damit schon die Hälfte des Jahres rum, das ich in einem Van verbringe. Zumindest in diesem. Man weiß ja nie.
Wenn ich das Display dieses Autos richtig verstehe, bin ich bis jetzt 8360 km gefahren. Das heißt, ich kann die Tage ohne Probleme die 1000 km runter nach Tarifa. Dann hab ich immer noch so 10 kkm übrig. Die werde ich wohl nicht brauchen, aber gut zu wissen. Die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Pkw-Fahrers in Deutschland liegt bei 11.230 km. Sagt zumindest Bard. Da werde ich dann wiederum drüber sein.
Getankt hab ich in dem halben Jahr für 1835 € für so ca. 950 Liter und AdBlue. Für Camping- und Parkplätze (incl. Waschenmaschienen und sowas) hab ich gute 3000 € ausgegeben. Autobahngebühren kommen auf so 200 €. Wenn man mal kurz ignoriert, dass der Wagen 1814 € im Monat kostet, ist das ein relativ günstiges Leben was Unterkunft und Mobilität angeht, gute 800 € im Monat. Mit der Wagenmiete sind es dann auf einmal so 2600 €, da sieht es dann schon anders aus. Gehe ich mal von einer Warmmiete in Berlin von 1600 € aus (da ist aber kein Auto dabei), kostet der Spaß mich im Monat also so 1000 € extra bisher. Ein Auto würde ich mir in Berlin auch nicht zulegen, daher ist der Wert schon berechtigt. Objektiv müsste man die Kosten für ein Auto noch abziehen, sagen wir mal 350 €, dann kostet die Sache noch 650 € im Monat. Genug der Zahlen. Es ist es wert.
Doch noch eine Zahl. 1386. So viel GB sind bisher durch mein Starlink geflossen. Und das hängt gerade zusammen mit dem Laptop an der Anker SOLIX F2000 Powerstation, die das Ganze locker 2-3 Arbeitstage mit Strom versorgen kann. Und wenn die Sonne scheint ist die Station recht schnell wieder voll, dank der 2x200 Watt Panel. Das ist einiges zu transportieren, aber ohne würde es nicht gehen. Es sei denn, man steht ohne Unterlass auf Plätzen mit Strom und gutem Internet (kann man vergessen) oder hat einen unfassbar grenzenlosen Mobilfunkvertrag und immer Empfang. Alles nicht realistisch. Und das ganze esoterische Energiesystem hier in dem Wagen mit dem einen Solarpanel da oben schafft es mit etwas Glück den Kühlschrank am Laufen zu erhalten. Mehr als gute 60 Watt kommen da im besten Fall nicht durch das Panel, alles etwas enttäuschend. Ich erwähnte ja schon, kaufen würde ich diesen HYMER Grand Canyon S CrossOver nicht.
Wie oben erwähnt düse ich die nächsten Tage jetzt geradewegs nach Tarifa, das bisher großartige Wetter in Gallizien schwenkt gerade um, und ich will endlich mal mein Kitezeugs nutzen, das kam bisher nur ein Mal zum Einsatz. Wie lange ich dann da unten bleibe, mal sehen.
Willkommen also Teil 2 von 2! Und dann? Auch das, mal sehen. Ich beobachte hier Deutschland ein wenig, und die Lust, dahin zurückzukehren, hält sich gerade in Grenzen. Ein Land, in dem gerade jeder Fünfte eine Nazipartei wählen würde, wird mir unheimlich. Die AfD würde in Sachsen die Landtagswahl gewinnen, wenn sie jetzt stattfinden würde. 35,9 Prozent. Und das ganze in Deutschland. Man darf erinnern:
Am 31. Juli 1932 geben 37,3 Prozent der Deutschen in freien Wahlen ihre Stimme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), mehr als ein Drittel also. Spätestens jetzt ist Hitler nicht mehr nur ein Hinterzimmer-Schwadroneur, der es mit dem Antisemitismus ein wenig übertreibt. Er ist noch nicht der "Führer", aber er führt schon die stärkste Fraktion im Reichstag.
Eigentlich müssten wir alle schreiend durch die Gegend laufen. Aber das wird schon. Hitler ging ja auch wieder weg.
Das (oft zu Recht) ach so gelobte Bundesverfassungsgericht - hier hat es in seiner wichtigsten Aufgabe komplett versagt. Eine Nazipartei nicht zu verbieten, weil sie gerade die Demokratie nicht ernsthaft gefährden kann - was ist das für eine schwachsinnige und brandgefährliche Argumentation? Jetzt ist die Gefährdung da. Man muss nur lange genug warten und nichts tun. Hier kann man Casdorff vom Tagesspiegel nur zustimmen. Da passt es gut ins Bild, dass in Deutschland selbst dann Politiker nicht mehr zurücktreten müssen, wenn sie in Flugblättern als ersten Preis "einen Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz" ausschreiben. Wie krank ist dieses Land eigentlich wieder geworden? Und warum regt sich keiner auf?
Ein wenig erbauliches Thema, aber ich kann und will die Realität hier ja nicht ausblenden. Und da ist ja noch diese Sache mit dem Klima. Die wird mich in Andalusien ja direkt betreffen. Was in Spanien gerade politisch passiert, gerade im Süden, ist ja auch nicht sehr hoffnungsvoll. Glückwunsch übrigens an Campact für diese Aktion hier, die ich gerne finanziell unterstützt habe:
Vielleicht hat Graeme Maxton recht, und liberale Demokratien sind nur dann zu gebrauchen, wenn es allen gut geht, und das ganze kapitalistische Getue nichts kaputt macht. Oder doch lieber Francis Fukuyama, der weiter an den Liberalismus glaubt.
The answer to these discontents is not to abandon liberalism as such, but to moderate it.
Aus Liberalism and its Discontents. Ich finde beide Seiten haben ihren Wert. Ich weiß es auch nicht, leider wird die Zeit darüber nachzugrübeln langsam knapp. Meine 950 Liter Diesel die ich verbrannt habe, haben die Sache auch nicht gerade nach vorne gebracht.
Ich halte ja wirklich nichts davon, auf dem Mars zu leben, auch wenn ich Elon für sein Starlink sehr dankbar bin. Aber was da gerade alles passiert auf diesem Planeten, es ist schon etwas verwirrend. Aber bleiben wir im Weltraum und lassen René Auberjonois am Ende zu Wort kommen, in seiner Rolle als Odo. Ich hab das irgendwann mal abgefilmt von meinem sehr großen Fernseher, der jetzt ja in guten Händen ist.
Da wir gerade bei abgefilmten Fernsehern und großen Schauspielern sind, hier ein etwas leichterer Nachschlag mit der großartigen Frances Conroy in American Horror Story: Double Feature.
Ich muss mich also beeilen, was den Stil angeht. Die andere Dame in dem Dialog ist übrigens Billie Lourd. Und damit sind wir wieder bei den Sternen, sie ist die Tochter von Carrie Fisher.
P.S. Man kann hier jetzt übrigens kommentieren, wenn man eingeloggt ist.