Koyaanisqatsi

Koyaanisqatsi

Es ist mal wieder April, und ich nähere mich wieder Berlin. Genau wie letztes Jahr. Nur, dass die Welt seitdem noch viel bekloppter geworden ist. Und das leider fast ausschließlich im negativen Sinne. Trump. Klima. Zukunft. Leider hängen die Sachen auch noch alle sehr unvorteilhaft zusammen. Spaghettichaos, sozusagen. Gerade bin ich wieder an der Adria. Mal eben 20 Grad weniger als Indien, aber auch hier blauer Himmel. Und es ist mal ganz angenehm, wenn die Sonne nicht ohne Unterlass ballert, und man ohne Airco überleben kann.

Dieses Vagabundenleben ist ja auch kein Dauerzustand. Aber wo kann man sich heutzutage noch entspannt niederlassen? Gar nicht so einfach. Deutschland ist kalt und teuer. Und die Nazis sind bald stärkste Kraft. Nicht so schön. Also eher da, wo es wärmer ist? Also auch so innerlich. Aber da ist dann ja die Sache mit dem Klima. Das hatte ich ja mir ja schon mal in Spanien genauer angesehen. Die New York Times hat einen guten Leitfaden für den Häuserkauf veröffentlicht, aber mit dem Fokus auf die U.S.A. - und da will man ja nun gerade wirklich nicht hin. Noch nichtmal zu Besuch. Den Versicherungen wird auch so langsam klar, dass sie Häuser in gefährdeten Gebieten nicht mehr absichern können, und entziehen den Versicherungsschutz. Oder die Versicherung wird unbezahlbar. An Überschwemmungen und Bränden hat es in letzter Zeit nicht gemangelt, weltweit. Schwierig. Aber die Welt hat ja gerade andere Sorgen.

Also kommen wir zum menschengemachten politischen Fiasko. Eine sehenswerte Doku zum Theme Handelskriege gibt es gerade auf Arte.

Bei dem ganzen Wahnsinn, den Donald Trump und seine Schergen gerade weltpolitisch anrichten, übersieht man ja fast die jetzt schon massiven Auswirkungen auf einen ganz persönlich. Wie wird es mit der Firma weitergehen, wenn der amerikanische Markt eine wesentliche Rolle spielt? Aktien sind ja jetzt schon alle im Keller. Und die meisten Menschen (und Firmen) haben so ziemlich alle ihre Daten auf amerikanischen Servern liegen. Photos, Adressen, EMails, Chats, Dokumente, etc. Bisher konnte man davon ausgehen, dass die Daten dort halbwegs sicher liegen, aber das ist jetzt vorbei. Die U.S.A. haben den Datenschutz aufgekündigt, die verantwortliche Aufsichtsbehörde "Privacy and Liberties Oversight Board" wurde so gut wie aufgelöst. Man kann davon ausgehen, dass unsere Daten jetzt gnadenlos ausgelesen und (gegen uns) verwertet werden, möglicherweise auch fröhlich geteilt, zum Beispiel mit Russland.

Wenn man das nicht will (und das sollte man nicht wollen), muss man aktiv werden. Die c't hat hierzu ein paar gute Artikel veröffentlicht. Ich bin gerade dabei, einiges davon umzusetzen. Meine EMails werden nicht mehr von Google Mail abgeholt, sondern die bleiben jetzt auf dem deutschen Server. Den Chrome Browser nutze ich nur noch, wenn ich meinen Google Account wirklich brauche, ansonsten wurde Chrome komplett von Vivaldi ersetzt. Die Googledienste Drive, Docs, Kalender, Aufgaben, Notizen, Kontakte und Photos werden gerade von einer Nextcloud abgelöst. Bin damit bisher super zufrieden, das läuft sehr rund, auch auf Mobilgeräten. Auf sozialen Netzwerken bin ich ja schon lange nicht mehr wirklich aktiv, habe mir aber mal einen Pixelfed (Instagram-Alternative) und Mastodon (X/Bluesky-Alternative) Account geklickt. Kommt doch mal vorbei!

Aber leider ist der Mensch so unfassbar träge und mutlos geworden, dass selbst das Installieren eines neuen Messengers, oder das Wechseln von X auf Bluesky, oder das etwas weniger Fressen von Fleisch schon als Überforderung und Affront abgelehnt wird. Stattdessen feiern wir es als Erfolg, wenn man "aus kollagenreichem Gewebe wie Haut oder Knochen ein Gel" (Tagesspiegel) herstellen kann, das einer echten Stopfleber täuschend ähnlich schmeckt. Ja, es ist super, keine Gänse mehr zu stopfen. Vielleicht sollte man einfach keine mehr essen. Aber wir wollen ja mal nicht übertreiben.

Ich habe mir gestern nochmal Idiocracy angesehen. Jaja, es ist ein wenig kurz gegriffen zu sagen, dass sich die Dummen schneller vermehren und die Menschheit deswegen verblödet. Aber dass sie verblödet wird langsam offensichtlich. Ich habe ja zur Weltbevölkerung nichts beigetragen, werde aber auch bisher wenig kritisch beäugt. Wem im Leben was fehlt, der sei aufgemuntert - Nachhaltigkeit macht glücklich.

Es ist die politische Tragik unserer Zeit, dass wir ganze globale Entwicklungen, staatliche Institutionen und Industriezweige in "rechts" oder "links" aufteilen, und sie dann danach lieben oder hassen. Was für ein Schwachsinn. Entwicklungshilfe, Bildung, Wissenschaft, Klimawandel und Umweltschutz sind links. Atomkraft, Verbrennungsmotoren und Fleischkonsum sind rechts. So einfach ist das. Mehr Komplexität ist nicht erlaubt. Also lässt man die Menschen lieber verrecken und verblöden, und die Umwelt weiter zerstören, weil damit bekämpft man die Linken (siehe U.S.A.). Aber die Linken haben den Schlamassel auch selbst herbeigerufen. Anstatt sich den sozialen und politischen Realitäten zu stellen, hat man lieber die Menschen mit Gendersternchen terrorisiert, und sich selbst in seiner elitären Blase gefeiert, beim Käffchen mit Sojamilch. Es wird höchste Zeit für eine Partei, die sich für eine konfessionsfreie liberale Demokratie stark macht (und mit liberal meine ich liberal, nicht diesen neoliberalen FDP-Mist). So eine Partei gibt es aber leider nicht. Ich würde sie APA nennen.

Wir werden von selbstsüchtigen, machtgeilen und aggressiven Schwachköpfen regiert. Das ist die Bilanz 2025.

So sehr ich Francis Fukuyama schätze, nie waren wir vom Ende der Geschichte weiter entfernt. Vielleicht hatte Platon recht in seiner frühen Meinung über Demokratie. Jens Bott beschreibt in seinem sehr lesenswerten Buch dazu:

Inkompetente Bürger gelangen nun an Ämter, Sanktionen können nicht mehr durchgesetzt werden, alles endet früher oder später im Chaos. In dieser Situation ergreifen typischerweise Tyrannen die Macht. Der Tyrann, der sich anfangs als Volksfreund gibt, errichtet eine Gewaltherrschaft. Er beseitigt seine Gegner und erpresst hohe Steuern, um Kriege und die eigene Sicherheit finanzieren zu können. Mit der Tyrannis hat nun die Begierde, der niedrigste Seelenanteil, den Staat im Würgegriff.

Ach, die Begierde! Man kann mit ihr ja auch tolle Sachen machen. Aber dann ist da ja noch die Tatkraft und die Vernunft. Nur mit Begierde landen wir ja doch nur wieder in der Idiocracy.

Apropos Bücher, noch ein Tipp für die Bücherbestellung. Wer will schon Jeff Bezos noch reicher machen. Auf genialokal.de kann man ganz entspannt online bestellen, und trotzdem eine lokale Buchhandlung unterstützen. Geht doch.

Enden wir mit dem Ende von Idiocracy. Es ist ein gutes Ende.

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